Großmarktvergnügen zwischen Klassik und elektronischen Beats

Man nehme ein klassisches Orchester, die Hamburger Großmarktarchitektur und elektronische Beats. Die Zutaten im Reagenzglas zusammengeben und schon haben wir ein gelungenes Resultat: Sacre Auf E!

Gestern Abend wurde das Mehr! Theater am Großmarkt in Hamburg zu einem Laboratorium für klassische und elektronische Sounds. Die junge norddeutsche philharmonie präsentierte den Zuschauern zuerst ein Cello-Konzert von Henry Dutilleux in völliger Dunkelheit. Der Solist Nicolas Altstaedt spielte das Cello mit so unerschöpflichem Elan, dass die Zuschauer in den ersten Reihen um die Haare seines Cellobogens bangten. Anschließend beeindruckte das junge Ensemble mit Strawinskys „Le sacre du printemps“ inmitten einer mystischen Atmosphäre des Theaterraums zwischen schwarz und rot. Eigentlich hätte man sich kaum eine Steigerung der mitreißenden, energiegeladenen Performance vorstellen können, doch tatsächlich folgte diese unter dem Mitwirken von Marco Mlynek und Julian Maier-Hauff.

HCSZ6764Elektronische Beats, dem Einen eher fremd, dem Anderen bekannt aus Berliner und Frankfurter Technoschuppen, aber die Mischung mit Klassik was für Jedermann. Das zeigte sich nicht nur in dem bunt gemischten Publikum zwischen jung und alt, sondern auch in einer überwältigenden Resonanz im Publikum. Das Staunen über die mystisch-spacigen Klänge, gefolgt durch das Wippen der Köpfe auf die kraftvollen Beats und die geteilte Begeisterung über die Motivation des Ensembles, die auch Julian Maier-Hauff in sein strahlendes Gesicht geschrieben stand, waren der sichtbare Beweis für einen erfolgreichen Abend.

Nicht nur die junge norddeutsche philharmonie hat gestern Talent bewiesen, sondern auch das Mehr! Theater am Großmarkt punktete als Multifunktionstalent mit Raum für musikalische Experimente, in dem auch klassische Musik Platz findet.

Dies ist ein Gastbeitrag von Johanna Lieb (24 Jahre, Studentin).

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