Konzertbericht: Sound of Silence by Jan Plewka

JanPlewka_Kampnagel4FBJeder kennt Simon & Garfunkel oder zumindest einen Song der charismatischen Singer-Songwriter. Sie haben mich durch Kindheit und Jugend begleitet, und bei Liedern wie „Bridge Over Troubled Water“, „Sound of Silence“ und „The Boxer“ drehe ich auch heute noch das Radio laut. Ähnlich sieht es mit Stücken von Selig aus. Die Hamburger Rock-Band um Sänger Jan Plewka hat den Grunge in Deutschland salonfähig gemacht, eigentlich ein Widerspruch in sich.

Nun hat eben dieser Jan Plewka ein neues Projekt ins Leben gerufen. Zusammen mit der Schwarz-Roten Heilsarmee werden nicht nur die klassischen Hits interpretiert, sondern in bester Brecht’scher Theater-Manier irritiert der Einstieg in den Abend erst einmal. Fünf Menschen vor dem roten Vorhang sitzen frontal zum Publikum, rauchen Kippen und sprechen über die Hintergründe zu Paul Simon und Art Garfunkel. Experimentell startet die erste Nummer, bevor die Band an wechselnden Instrumenten ungewohnte Interpretationen und klassische Zitate zum Besten gibt. Rock’n’Roll trifft auf Balladen, Stille auf Geräusche, Assoziationen von Tim Burton bis Billy Idol werden geweckt, wenn „Cecilia“ düster psychedelisch interpretiert wird. Das Ganze immer auf höchstem musikalischem Niveau, häufig mit unerwarteten Taten und unter Einbeziehung der Zuschauer. Mal mitreißend, mal überraschend, mal schamlos, mal provozierend lässt das Bühnengeschehen niemanden kalt, das Publikum kommentiert, ist stets dabei, fast im Dialog mit den Künstlern.

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Jan Plewka als Diskokugel (Copyright: Sven Sindt)

Über allem und immer mitten drin steht Jan Plewka, schwankend zwischen zerbrechlicher Verletzlichkeit und trotzigem Rock, fesselnd, raumgreifend wie kaum ein anderer Künstler. Vergleiche fallen schwer, eine ähnliche Präsenz habe ich nur bei Michael Stipe erlebt. Der Vergleich mag zu groß klingen, passt aber nicht nur optisch sehr gut. Sowohl der Sänger von REM als auch Jan Plewka schaffen es, durch bloße Anwesenheit den Raum zu füllen. Trotz der rund 300 anderen Zuschauer auf der bestuhlten Tribüne ist „Sound of Silence“ ein sehr intimes Konzerterlebnis, wie es persönlicher kaum sein kann. Ich freue mich schon auf die Zusatztermine und werde sicherlich noch einmal auf diesen musikalischen Trip gehen und ein Stelldichein mit „Mrs. Robinson“ riskieren…

(Konzertbericht von Hauke S.)

Anmerkung der Radaktion: Die Tickets für die zusätzlichen Shows gibt es hier.

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